

Die Akademie im Kleinen und Ultimaten
von Johannes Stahl
Ob es eine „Ultimate", also letzthin gültige, Akademie gibt? Oder ob „ultimate" gerade nur den letzten Stand bezeichnet, so wie das „Ultimate Fake Book" für Jazzinterpreten eine Melodiensammlung neuester Aktualität meint?
Schwer zu beantworten, und um so schwerer, je mehr ein Modell in die Jahre kommt, sich einerseits zu bewähren beginnt und andererseits auch Schwächen offenbart, kurz: gerade nicht mehr das neueste Nonplusultra im Bereich akademischer Gründungen sein kann.
Small politics
Mitte der achtziger Jahre jedenfalls markierte Al Hansens und Lisa Ciesliks gemeinsame Neugründung ein kulturpolitisches Novum in der Geschichte der an Entwicklungen nicht gerade armen Stadt Köln. Auch wenn es schon zahlreiche aus privater Initiative getragene Einrichtungen gab und auch letztlich das berühmte Wallraf-Richartz-Ludwig-Museum der Stadt aus ebensolchen Impulsen durch Sammler stammt, daß Künstler Geld für die Miete eines Raums zusammenbringen und so einen eigenen Kunstort mit offiziellem Anspruch öffnen und über Jahre hin bespielen, bleibt die Ausnahme. Im überschaubaren Umfang, den ein solches Unternehmen hat, sind nach einiger Zeit sogar ein paar öffentliche Mittel geflossen, sei es für eine ABM oder sei es durch die Unterstützung beim Postversand. Letztlich ist die Ultimate aber in der Optik städtischer Kultur ein Randbezirk geblieben, eine Oase alternativen Kunstwollens, die nicht zuletzt dazu beiträgt, das Prestige des hohen Hauses der Stadt noch ein wenig weiter zu erhöhen. Dauergäste der Veranstaltungen sind städtische Kulturbeauftragte nicht geworden. Als Maßnahme jedoch hat die Akademie der Stadt genützt. Der unkomplizierte und offene Zugang für Künstler von überall her hat weitreichende und von Personen (und eben nicht Institutionen) geprägte Kontakte an Orte oder zu Zeiten entstehen lassen, der für die offiziellen Verbindungen nicht machbar waren: sehr früh schon ins Baltikum, nach Blaubeuren-Asch, nach Afrika, Leipzig und anderswohin. Wenn es in der achtziger Jahren und frühen Neunzigern eine Sogwirkung der Kunststadt Köln überhaupt gab, dann war die Ultimate eine der entscheidenden ersten Adressen.
Small strategics
Vieles von dem, was die Ultimate an Aktivitäten gesehen hat, hängt mit dem Ruf der Kunststadt Köln zusammen: der beheimatete Kunstmarkt prägt deutlich (anders als in Düsseldorf) die Aktualität, die öffentliche Wahrnehmungsmöglichkeit und die damit Hand in Hand gehenden Durchsetzungsstrategien. Ob sich eine Documenta Banana oder Documenta Erotica formiert, ob Aussstellungsmöglichkeiten verlost werden oder Massenperformances organisiert; die Notwendigkeit, als KünstlerIn wahrgenommen zu werden, ist nicht nur durchgängiges Thema, sondern auch in eine überzeugende und komplexe Form gebracht - und durchaus oft nicht ohne Selbstironie. Dabei gehen die Maßnahmen weit über Selbsthilfe hinaus: man formuliert einen fast altertümlich humanistischen Anspruch: den vom selbstbestimmten Künstler, der sein eigener Auftraggeber, Vermittler und Vermarkter ist und nebenbei das aktuelle kulturelle Geschehen reflektiert, mit Kollegen und Publikum diskutiert und dieses Geschehen gleichzeitig selbst voranbringt.
Small academics
Jeder Mensch nicht nur ein Künstler, sondern auch ein Kunstvermittler, Kunstorganisator, Kunstverkäufer und ein Kunstdozent oder gar -professor: ein weites Feld an Entwicklungsmöglichkeiten lag offen (und im Grunde liegt es das immer noch). Die gesellschaftlichen Palastrevolten der sechziger Jahre hatten die Staatlichen Kunstakademien im Grunde nur gestreift. Joseph Beuys, der zuviel Erfolg mit zuviel Studierenden hatte, war entlassen worden und - systemstabilisierend - als Ausnahmeerscheinung wieder ins Düsseldorfer Hohe Haus eingelassen worden. Jörg Immendorf, dessen LIDL-Akademie an der gleichen Institution andocken wollte, braucht länger, um letztlich auch als staatlicher Professor zu Ehren zu kommen. Al Hansens Kollegen aus dem Fluxus-Umfeld waren mißtrauisch genug, um jedwedem Akademismus zu mißtrauen. Selbst daß Hansen einmal malen gelernt hatte, war manchem schon zu systemkonform. Damals. Heute ist es doch bemerkenswert, auf welchen Lehrstühlen die ehemaligen Rebellen sitzen - oder eben nicht sitzen.
Nun ist jede Akademie weit mehr als eine Kunstschule. Im günstigen Fall Forum für intellektuelle Auseinandersetzungen, Ort auch für technische Innovation - sofern sie nicht so aufwendig ist, daß sie nur in kommerziell verwertbaren Bereichen vorfinanziert wird (Seitenblick auf die Video-, heute eher Computerkunst) - : hier kann im kleinen Bereich reifen, was später einer gesamten Gesellschaft als Signal oder gar Identifikationsbereich dient (irritierter Seitenblick auf Konzeptkunst, ängstlicher Blick auf chinesische Malakademien).
Alles von diesen eben allgemein geschilderten Definitionselementen gilt auch für die Ultimate. Ihre Besonderheiten, neben den oben geschilderten Umständen: sie war kleiner und deutlich überschaubarer und vom funktionalen Apparat daher vielleicht menschlicher (inklusive einiger spezifisch kölnischer Eigenheiten). Auch wenn ein solcher enger Raum für individuelle Zielsetzungen vieler nicht reibungslos funktionieren kann: eine großtechnische Produktion von individuellen Neurosen unterblieb.
Eine zweite Besonderheit war gewiß besonderer Zug der Ultimate Akademie: die inflationäre Vergabe von Professorentiteln machte aus jedem Mitstreiter jenen hierarchisch herausgehobenen Lehrer, der an klassischen Akademien schlußendlich doch das Recht der Bewertung behält. Dieses Herrschaftgefüge war so nicht nur entwertet, sondern auch der Einzelne mit genau dieser Verantwortung auch belastet. Bei allem spielerischen und möglicherweise auch vergänglichen Charakter, den die überbordenden Aktivitäten der Akademie aufweisen: der in je gemeinsamen Projekten eingebettete Wille und relevante Weg zur künstlerischen Selbstverwirklichung, das Bilden von- und miteinander war ein Stück gelebte Utopie. Die pädagogischen Feinheiten dieses kollektiven Autoritätsmodells sind heute noch - und vielleicht mehr denn je - eine sehr ernstzunehmende Zukunftmusik.
1 Ortsbestimmung
..als Künstler noch Menschen waren..
von Rainer Aring
"... Ultimate Academy ...??? Kenn ich nicht! Nie gehört, was soll denn das sein? Künstler, die ich nicht kenne, sind KEINE!"
Von der real existierenden Ultimate Akademie vernahm ich zum ersten Mal vor ca. 6 Jahren durch folgenden durch-kölschten Tresendialog im Dos Equis (XX): (lauthals zur rechten:)
Seinem Nachbarn dämmerte etwas:
"Jaja, doch klar! Ein Chaotenhaufen! Kiffer, die nie ´ne Schnitte kriegen. Schräge Vögel mit Al Hansen als Bhagwahn." 1
Als unfreiwilliger Zuhörer wurde mir die transzendierende Bedutung ihrer Lallanalyse rasch klar. Kunsthistorisch gestählt, stand mir urplötzlich eine neue Genieschmiede vor Augen. Einer neuen - mir bis dato unbekannten - Gruppierung von jungen Künstlern (mit alter(m) Ego) galt es fortan höchste Aufmerksamkeit zu schenken. Dazu noch beheimatet in der MOZARTstr.!
Welch ein Versprechen!
Einige Wochen später - anläßlich einer Vernissage - war der direkte Kontakt in der Weite & Vielfalt der Akademie-Räume rasch hergestellt. Sogleich ergaben sich tiefe Einblicke in zeitgemäße Aspekte der Chaosforschung aufgrund einer berstenden Flasche Bier, die mir in die Socken schwappte. Durch mehrere Versöhnungjoints traten alsbald die künstlerischen Momente der Ausstellung in den Hintergrund. Als Erinnerung blieb einzig die Vermutung, daß wohl ein bewegendes Konzept aus dem Underground gehoben und nach Tomorrowland gebracht worden war. Doch ich brauchte erst einmal neue Schuhe. Die alten waren voll!
Hernach migränisierte der enge Raum zunehmend und wurde durch die Früh-Kölsch-Folter bis ins Unendliche des nächsten Morgens ausgeleiert.
Als verkaterter Hoffnungsschimmer blieb mir im Gedächtnis, daß die ebenfalls alkoholisierte Gesprächspartnerin mich nicht in Themen wie
"Ist Malerei sexistisch?"
Oder:
"Ich liebe Fotografie, weil Männer mich immer zurückgewiesen haben!"
verwickelt hatte.
Und selbst wenn! Vom stieren Blick auf Ihre Titten konnte mich nichts abhalten. Schließlich ist die Geburt der Tragödie aus dem Geist diverser Biersorten unser aller Schicksal.
Mit den Regeln & Gesetzen der sUppercultur wenig Vertrauten mag sich der Eindruck aufdrängen, daß nur bedingt die schöpferische Arbeit & Auseinandersetzung im Mittelpunkt stand und steht. Vor allem jetzt: Mitnichten, Fluxus lebt. Allein die Ikonen H. J. Tauchert, Parzival oder auch W. Schulz (als Kuckucksei") halten mit ihrer meckernden bis wiehernden Lache den Geist hoch. Oft ergeben sich Diskussionen, von denen selbst Spinoza geträumt hätte, geschweige denn Daisy Duck.
Nach wie vor gilt vor allem: Augen auf im Dogmenverkehr!
(Apropos Lache: Hier stellt Jo Zimmermann alles bisher Gehörte in den Schatten. Sein C-Dur-Gewieher muß dringend auf die Folterliste von amnesty international!)
Schöpferische Höhepunkte sind wie eh & je die Performances: Vom Motto
Performance für Performancemuffel
bis hin zur tiefen existenziellen, poststrukturalistischen Seinssicht sind alle (subversiven) Schattierungen vertreten.Übelmeinende Kritiker - natürlich beheimatet in der kalten Glätte & Sterilität des K.K.K. (Kölner Kunst-Klüngel") - bemäkeln, daß in der Ultimate oft zuwenig Geist auf den Geist gehe. (Oder umgekehrt?)
Dem kann nur heftig wiedersprochen werden. Die Ultimate Akademie als Sammelbecken (Künstlerischer Bienenkorb."4) ist und bleibt der Geburtshelfer vieler kreativer Konzepte und Ideen, die mittlerweile durch unzählige Kunstaktionen die Szene geformt und bereichert haben. Kreativität, Spontanität & Expressivität ist dagegen im K.K.K. nur noch den klobigen Schuhen der Damen zuzutrauen.
Lange nachdem es dem Kölner Kunst-Klüngel nur noch als Sammelbecken bei Walter König zu kaufen gibt, wird noch so manche frische FLUXUSaction in der Mozartstr. 60 aus der Taufe gehoben und dem staunenden Publikum präsentiert.
Ultimate Akademie
Eine Formatfrage
von Bernd von den Brincken
Die Kunstszene in Köln ist klein, jedenfalls räumlich: das meiste und wichtigste spielt sich in der Innenstadt ab, in dem kleinen Halbkreis, der von dem Ring der Inneren Kanalstraße und dem Rhein begrenzt wird. Dort vor allem in der Mitte, nahe dem Rudolfplatz, im Belgischen Viertel, hat man gute Chancen, alte Bekannte und Aktive des Kunstbetriebs zufällig anzutreffen.
Die Mieten sind noch recht günstig in der Innenstadt, manchen Kunstaktiven zur Freude, manchen zum Ärgernis. Denn damit entfällt ein nicht unwichtiges Element zur Strukturierung eines sozialen Gefüges mit den Mitteln der Kunst. Es geht hier darum, den funktionalen Charakter der Kunst-Szene zu verstehen und ernst zu nehmen. Und nicht, ihn zu kritisieren, das wäre eine andere Baustelle.
Jetzt ist aber doch das Wort „sozial" gefallen. Es gibt hier leider genau wie in der „Kunst" sehr viele Definitionen, Deutungen und Assoziationen. Gewohnt ist man die Bedeutung, wie sie in „sozialer Verantwortung", „sozialer Marktwirtschaft" oder auch „Sozialamt" herüberkommt: Erfolg ist gut, aber man möge doch auch an jene Menschen oder Situationen denken, wo er nicht stattfindet.
Dagegen soll hier das „sozial" im Sinne der Soziologie verstanden werden: Daß man sich irgendwie dafür interessiert, wie Menschen sich gruppieren, organisieren und Bedeutung austauschen, eine relativ leidenschaftslose Sache. (Literatur dazu: Niklas Luhmanns „Soziale Systeme").
Noch einmal zum „sozialen Gefüge". Es ist ein Gebilde, das verschiedene Gruppierungen beinhaltet, die in Beziehung zueinander stehen; Überschneidungen sind möglich und das Ganze ist in Bewegung, ein „dynamisches System". Wodurch sind die Gruppierungen festgelegt? Das Problem ist, daß die Identität dieser Gruppierungen selten klar ist. Man kann es sich einfach machen, indem alle Mitglieder auf einer Liste aufgeschrieben werden, das nennt sich dann „Verein" und unterliegt bestimmten Gesetzen. Oder man trägt eine Uniform, damit jeder sieht, daß man zusammengehört, wie ein Karnevalsverein.
Alle anderen Gruppierungen müssen ihre Identität durch andere, weniger explizite Merkmale bestimmen. Dies kann einigen Aufwand bedeuten, auch im psychischen Sinne, um Umgangsformen, Stile oder Rituale abzustimmen, zu betreiben und gegen die Außenwelt abzugrenzen. Und dies geht meist nicht direkt, sondern kodiert, verschlüsselt, durch ein Übertragungsmedium. Und es soll hier nun behauptet werden: Die Kunst ist ein solches Medium.
Man kann das auch positiv formulieren: Das Koordinatensystem der sozialen Positionierung, sonst etwa durch Mode oder Auto ausgedrückt, wird durch die Kunst um eine weniger material-bezogene, mehr ideelle Ebene erweitert, oder sagen wir ruhig: bereichert. Dann ist aber sofort die Frage wichtig, ob der Künstler selbst „Format hat" - das Werken möge bedeutsam sein, aber nicht angestrengt, kreativ aber nicht beliebig. Und für die Künstler gilt wiederum: wenn man schon verkauft, dann bitte. Richtig oder gar nicht.
Das heißt nicht, daß Kunst NUR diese Funktion hätte, aber sie wird dafür eingesetzt, nolens volens. Man könnte fragen, was die Kunst denn außerhalb dieses „sozialen Zwecks" ausmacht, was ihr „innerer Antrieb" sei. Ich wüßte darauf einige gute Antworten zu geben, aber darum soll es hier nicht gehen.Was hat das alles mit der Ultimate Akademie zu tun? - Eine Zeitlang, Ende der 80er bis Anfang der 90er Jahre, war es ein echter Kristallisationspunkt für Kreativität; Künstler, Medienmacher, Journalisten trafen sich, es gab regelmäßig Projekte, kaum Planung aber immer wieder Befruchtung, keine Gruppenstruktur aber Zusammenarbeit. Man bezog sich auf die „Tradition" des Fluxus, teils in Form des prominenten Vertreters Al Hansen, aber vor allem durch die ständige Verwandlung der Formen: Nicht festzumachen, glitschig wie ein Fisch. Dabei kokettierte man mit Dilettantismus, Spontaneität, woraus immer wieder konzeptionell eigenständige (und nebenbei bemerkt: „multimediale") Projekte realisiert wurden.Nur: Weil „die Künstler" kaum festzumachen sind und weil die Kontinuität fehlt, paßt dieses Gebilde nicht in den klassischen Kunstbetrieb es kann die beschrieben Funktion in dem sozialen Gefüge nicht einehmen,nimmt dieses einfach nicht ernst, persifliert es teilweise . Dieser Auftritt löst dann im Kunstbetrieb Verärgerung aus, wird nicht als Teil des ganzen Spiels akzeptiert. Denn einige stille Vereinbarungen um das Gebilde „Kunst" werden verletzt: Großartigkeit, Persönlichkeit, „Charakter", „Format" und nicht zuletzt: daß man sich mehr für Prozesse interessiert als für Produkte. - Wer dafür in seinem Kopf keinen Platz hat, ist offenbar klein im Geiste. Aber in Köln ist man ja tolerant - ein Hoch auf die Vielfalt der Formate.
Schön wor et immer
Die Ultimate Akademie im Interview
mit Karl-Josef Bär
Ultimate: Herr Bär, was war Ihr schönstes Erlebnis in der Ultimate Akademie?
Bär: Also, schön wor et ja immer. Ävver besonders doll war et, wie ich dä Vortrag üvver die Kulturgeschichte des Trinkalkohols jehalten han. „Vom Schwips bis zum Vollrausch" hieß dat.
Ja, das war ein schöner Abend.
Dat war ja auch mit praktischen Übungen. Ich han en janze Batterie met Schabau-Flaschen mitjebracht, dobei och en Fläsch von su nem höllischen chinesischen Reiswein. Dä schmeckt nach Maggi, und normalerweise kann man den nur zum Kochen verwenden.
Und das Publikum durfte die Flaschen austrinken ?
Ija, besonders dä Parzival. Dä hätt wirklich alle Stadien vum Schwips bis zum Vollrausch durchjehalten und dann is dä hingerher in die falsche Straßenbahn einjestiegen un im Königsforst wieder aufjewacht.
Aber sonst ging es zivil zu ?
Och, die anderen woren nachher och raderdoll. Dä Ludwig Großmann saß mit em Publikum, hätt ävver selver nix jesoffe und denne andere immer jesaht, die sollten doch endlich ruhig sin, dat wör doch ene hochinteressante Vortrag.
An welche Vernissage können Sie sich denn am nachhaltigsten erinnern ?
Bär: Dat war mit denne dänische Künstler. Ich bin da hin, weil ich mal dänische Künstler sehen wollte, die waren ävver nit jekommen. Irjendwie hätt dat nit jeklapp. Do hinge nur su en paar Xerografien vun denne. Dat sah ävver nit sehr dänisch us, han ich mir jedacht. Ävver dann hät dat Beate Ronig en halve Stunde lang verzällt, wie dat ens en Fisternöll met enem us Afrika jehatt hätt. Nach zwei Wochen hätt dat Beate vun däm de Nas voll jehatt, weil der konnte nur Hühnchen kochen. Zwei Wochen lang hat dä nur Hühnchen jekocht, und wenn mer immer dat selve essen muß, also, da wär ich auch laufen jejangen.
Die Eat-Art-Projekte von Inge Broska waren da schon abwechslungsreicher ?
Ija, da jab et aber nix ze essen. Da wurde einem jezeigt, wie man Schibbelsbunne und Sauerkraut einlegt. Allerdings muß mer da eso lang warten, bis dat alles durchgegoren ist. Ich bin dann hingerher erst mal op dä Eck zu dem Mexikaner wat esse jejange.
Al Hansen hatte auch Sie zum Professor der Ultimate Akademie ernannt ?
Ja, esu jar met nem eijenen Lehrstuhl. Ich han allerdings för dä Al jesaht, dat muß ein Stuhl mit Lehne sein, vun so enem Höckerchen, da fällt man als Bär ja erunder.
Ein großer Erfolg war auch Ihre Paternoster-Performance ?
Jo,j o, da han mer all zesamme en dä Volkshochschull ausjestellt. Und einer hätt ein Video jemaht, wie mer da all Paternoster jefahre sin. Ich jläuv, dat wor dä Pietro Pellini. Da han se jesaht, Bär, setz dich doch och ens met en dä Paternoster erein. Und die andere Lück en dä Volkshochschull, die wußten ja nit, war da los war. Ne Bär em Paternoster wor für die schon jet merkwürdig. Die han dann all jerufen: Och, loor ens, dä Bär en däm Paternoster! Noch heute werde ich darauf op dä Straße anjesprochen: Sind Sie nit dä Bär, dä ens en dä Volkshochschull met dem Paternoster immer erauf un erunder jefahre eß ?
Un was ist Ihr nächstes Projekt mit der Ultimate Akademie?
Bär: Also, em September, wenn die Al-Hansen-Introspektive em Stadtmuseum is, dann fahre mer all mit ‘nem Böötche üvver dä Rhein un maache do Performance à la carte op däm Schiff. Do dunn ich dann am Mikrophon verzälle, wie ich neulich en dem neueste James-Bond-Film mitjespillt han und wie ich für dä BND en Tüt voll Plutonium us Moskau mitjebracht han. Dat met däm Plutonium is aber noch jeheim, dat darf eijentlich ja keiner wissen, ävver ich mein, ein bißchen kann man da drüvver ja jetzt schon verraten
The Ultimate Academy
by Andrew Walther & Alice Kinser
I THINK OF THE ULTIMATE AS A FISH HATCHERY AND EVERYONE SWIMS AROUND TO BEACH BOYS MUSIC AND THEY BLOW UP THEIR CHEEKS WHILE SUCKING ON THE WINDOW PANES
I THINK OF THE ULTIMATE AS A MAJESTIC DAVID WITH A DUMB GRIN
In the summer you can sit in the sun in front of the Ultimate, drink beer from the kiosk across the street and watch the one-way traffic going up and down Mozartstrasse.
I THINK OF THE ULTIMATE AS A FEED AND GRAIN STORE WITH A NUDIE CALENDAR ON THE WALL AND DUSTY SACKS EVERYWHERE
The courtyard behind the Ultimate is a great place for performances but the upstairs neighbors don’t like the noise.
I THINK OF THE ULTIMATE IN THE EARLY MORNING DEW WITH WILD FLOWERS WAVES OF CLOVER AND FAUNS AND FAIRIES SLIDING AROUND ON HORSESHIT
The radiator in front of the window is the best seat in the house during winter.
I THINK OF THE ULTIMATE AS A POWER BOOSTER STATION WITH IMPRESSIVE COILS AND SPECIAL GLASS AND CERAMIC INSULATORS AND A SIGN OUT FRONT SHOWING A MAN GETTING ZAPPED BY A LIGHTNING BOLT JUST LIKE ALICES UNCLE IRVING
The metal steps going down into the cellar can be quite slippery if you are drunk, stoned or in a hurry.
I THINK OF THE ULTIMATE AS A COIN OPERATED LAUNDROMAT
At various times over the years the rooms at the Ultimate have been used as atelier space, practice rooms for musicians, performance space, living quarters and exhibition space.
I THINK OF THE ULTIMATE AS THE ONLY PLACE IN TOWN THAT STILL SERVES A DECENT CUP OF COFFEE WHERE THE WAITRESS IS NAMED SALLY AND SHE STILL WEARS A BEEHIVE WITH PINK FROSTING AND THERE IS AMPLE PARKING AND FREE MATCHES
Within a one-block radius of the Ultimate is a drug store, sporting goods store, tobacco shop, bakery, Italian restaurant, Mexican restaurant, Vegetarian restaurant, cafe with outdoor tables, drink shop with a parking lot, florist, church, 2 kiosks, 2 butcher shops, 2 woody bars and a religious book store.
Cologne 1996
ALICE AND I ARE TRAVELLERS I WEAR AN EARRING AND ALICE WEARS SENSIBLE BOOTS ALICE AND I ARE ARTISTS WE WALK AROUND AND TELL EVERYBODY THAT ALICE AND I ARE AMERICANS WE TALK ABOUT OLD TELEVISION
ANDREW WALTHER
Andrew and I are middle-aged. He has a beard and I have long hair. Andrew and I are backpackers. He carries the tent and sleeping bags in his pack and I carry the clothes and paperwork in mine. Andrew and I are artists. Andrew has been one for a long time but I am a runaway housewife. Andrew and I have been associated with the Ultimate Academy since 1989.
Alice Kinser
Ultimate Akademie
Realraum oder Virtualraum
Parzival
Mit der Gründung der UA wurde ein Vakuum geschlossen, das nach dem Ende der letzten großen Kunstströmungen entstanden war; die Malerei der jungen Wilden und das Ausklingen der streng-konzeptuellen Kunst wie Neo-Geo - eine ohnehin von den Galeristen forcierten Kunstrichtung - waren gegessene Realität. In der UA versammeln sich seit 1987 Künstler/innen, die wesentlichen Urkräften des Chaos folgten und sich nicht auf absolute künstlerische Ansprüche festlegen ließen.Die Nähe und Verbindung zu Dada, Fluxus, Happening war und ist ebenso allgegenwärtig wie individuelle Mythologie, Konzept, neue Medien und traditionelle Formen wie Malerei, Musik und Literatur.
In der UA fließen Zeitformen und Zeithaltungen intensiv zusammen, befruchten sich auf kurzen Informationswegen. Eine Familie ist entstanden; multimedial, multikulturell, interaktiv, kommunikativ, offensiv, meditativ, postprogressiv. Der Geist von Lenin und Marx wird ebenso beschworen wie moderne Kommunikationsinstrumente; atheistische Haltungen treffen auf religiöse Positionen, pseudo-wissenschaftliche Arbeit begegnet empirischer, Art brut begegnet politischen, erotischen Ausstellungen, literarischen, formalen Experimenten, Verspieltem, Philosophischem, Witzigem, Hintergründigem, Moralischem und Unmoralischem. In der UA hat sich ein Feld etabliert, das die individuellen Bestrebungen einerseits mit einem kollektiven Gedanken andereseits verbindet. Die Freiheit der Kunst und der Wunsch, frei und unabhängig Kultur und Kommunikation entfalten zu können, ist wahrscheinlich der kleinste gemeinsame Nenner. Ansonsten gibt es keine Ultimate-spezifische Linie. Wesentlich ist jedoch die Offenheit gegenüber anderen und die Bereitschaft, sich auf ungewöhnliche Experimente und Menschen einzulassen.
So bildet die UA eineFalte, in der Raumzeit mit einem heißen Kern, der ständig in brodelnder Aktivität ist. Wie ein Eisberg nur zu 1/7 seiner wahren Größe auf der Oberfläche sichtbar ist, ragt mit der räumlichen Einrichtung der Ultimate Akademie nur ein unbestimmbarer Bruchteil der energetischen Kräfte in den Realraum. Insofern ist die UA ein virtueller Raum: Ideen werden inflationär ersponnen und wieder verworfen, dies aber innerhalb des Diskurses; darum ist eine fast greifbare, auf jeden Fall bewußtseinsbildende Präsenz erhalten.
Die UA ist aber auch eine Trafostation. Energien unterschiedlichster Qualiät und Quantität werden eingegeben, verarbeitet und - in welcher Form auch immer - abgegeben: Spirituelle Energie, kulturelle, kollektive, individuelle, reflektierte, chaotische, konstruktive, friedliche, kunstimmanente, irdische, sinnliche, geistige, tatkräftige Energie etc. sind in der UA in einem fortwährendem Prozess. Die Vielfalt als Prinzip!
Die UA ist ein verdichteter Querschnitt - vergleichbar einem Atomkern - der jungen Kölner Szene in einer chaotischen Mischung und Dichte, die an keinem anderen Kunstort in Köln derart zu finden ist. Das Kunsthaus Rhenania mit seiner unterschiedlichsten Initiativen oder die Galerie 68elf mit ihrem stringenterem Programm stellen in Köln die einzigen beiden freien Kunsteinrichtungen dar, die entfernt mit der UA verwandt zu sein scheinen.
Die UA aber bewohnt ihr eigenes Zeitalter. Sie prägt eine Dimension, stellt sie her und gestattet ihr Entfaltung. Nicht-Sein wird in Sein transformiert, Bewußtsein erweitert und ergänzt; ein eigener Geist, der keiner Gestzmäßigkeit zu gehorchen scheint, hat alle UA-Künstler/innen infiziert. Es ist ein labiler und flüchtiger Geist, der nur dann überleben kann, wenn er gepflegt wird und nicht durch Dogmen zerstört.
Der Geist der UA greift permanent der Zeit voraus. Eine Reihe von Ideen und Konzepten der UA-Künstler/innen fanden sich Jahre später in anderen Realitätsformen wieder. Bis heute fehlen der UA allerdings die Mittel (wenn sie sie überhaupt anstrebt), dies im historisch relevanten Kontext darzustellen und zu belegen. Wahrscheinlich wird es noch Jahre dauern, bis die UA als eine der wesentlichen und prägenden Strömungen aktueller/zeitgenösssischer Kunst erkannt werden wird.
Bis dahin sind wir so frei....
women
Al Hansen
(after he met Lisa Cieslik and she told him her story)
The avantgarde of a
new femaleconsciousness is growing in Europe.
Because of this still developing state of ideas, and due to the lack
of acknowledgement from men and society, many women are insecure,
without orientation and torn between future possibilities and
tradition.
However, by tradition (holy virgin, magna mater) the woman is preserver and heiress of poetry, emotional logic, patience, pleasure, survival, solidarity and rationalism (on a different level than men). The secret of Diane Fossey.
Living poetry because fruit of the womb is not enough.
Live on the energy of others.
The patiently survived adjustment.
The pleasure of a real hermaphrodite.
Women and mothers take us too serious on a private level, however they do not take our work serious at all.
More women into politics (black mailing and sex). Rajani.
Women have a strong feeling for power.
Women are immoral, but can be also meta moralistic...
Women do not need patience for persistance and adustment. Women are beautiful.
To be (sense) or not to be (fertile) and vice versa. Women are unpredictable.
Mystery and perversion of women are impenetrable. Sexy underwear for the man. Once a woman is disillusioned in her love, she is motivated by selfishness and revenge. Mother earth. The volcano (vulva) throws her children into space.
A woman is fertile about 356 times during her life (menstruation starts when she is a-bout 15 and ends at about 45, this means 30 x 12 = 360 times ready for consequences). The bloodred moon (period).
Abortion and antibaby pill.
Women in - at are private inspiration and service. In fact, we better sing about women, than talk.
This is about women in general. If we were women it would be a chapter about men. Always when mankind is mentioned, it seems as if women were something seperate from men. Women are applied art. (Decorations).
In their daily life men must keep control, no wonder that sexuality becomes the only reservation to let go.Consequently all withheld overflows quickly, though the opposite would be better.
Women in particular are an intimate chapter written with invisible ink.
fluxusvirus
ULTIMATE AKADEMIE 1987 - heute
Enno Stahl
Die als 'non-profit-Unternehmen' gegründete ULTIMATE AKADEMIE war & ist 1 "Kunstschule" im unüblichen Sinne - die "Studenten" (Künstler lernen bekanntlich nie aus) stehen für sich selbst, sie sind somit ihr eigener "Professor" & entwickeln sich durch Kooperation, durch die gemeinsame Realisation von Projekten, durch gegenseitige Beeinflussung.Klassische Kunstausbildung richtet ihr Augenmerk auf das Handwerk, Künstler/in kann aber nur sein, wer auf der Basis dieses Handwerks seinen (kreativen/intellektuellen) Ausdruckswillen freisetzen kann. Dies ist nicht zuletzt auch 1 Akt der Kommunikation - künstlerisches Tun muß in diesem Sinne offen sein, Kontakt zwischen den Menschen/ künstlerisch Arbeitenden der verschiedenen Medien herstellen (= der soziale Aspekt): Kunst, Leben & Kunstvermittlung sind 1. Auf der Grundlage dieser Bestrebungen hat sich die ULTIMATE AKADEMIE zu einem Knotenpunkt des Netzwerks entwickelt, der die wichtig(st)en Projekte/ Künstler/innen (aller Sparten) der unabhängigen Kunstszene Kölns zusammenführte & deren gemeinsames Arbeiten hier oder anderswo bewirkte/ ermöglichte. Aus diesem Aspekt entwickelte sich im Rahmen der ULTIMATE AKADEMIE 1 regelrechtes Kursprogramm, das von den Künstler/inne/n des Kerns bestritten wird.
Neben diesen"pädagogischen" "Richtlinien" bzw. sozio-kulturellen Aspekten kann die ULTIMATE AKADEMIE auf 1 stolze Bilanz von über 200 Ausstellungs-, Literatur- & Performance-Veranstaltungen zurückblicken (s. dazu die vollständige Auflistung in ULTIMATE CHRONOLOGIE), an denen sich bislang über 300 internationale Künstler/innen beteiligten. Dazu Fax-Projekte, Mail-Art, TV-Network (Piazza Virtuale) in weltumspannendem Rahmen.
Der inhaltliche Schwerpunkt, der dabei zugrundegelegt wurde, war (getreu der (anti-) ideologischen Ausrichtung) anti-kommerziell, spontan, frei improvisativ. Das Augenmerk lag (& liegt) darauf, nicht den eingefahrenen Schienen der etablierten Galerienwelt zu folgen, sondern neue, unmittelbare/ ursprüngliche Konzepte der Kunst
Anti-kommerziell
vermittlung zu erarbeiten, die einen direkten Zugang zum Menschen (Rezipienten) (& umgekehrt direkteren Zugriff der Kunst auf den Lebenszusammenhang) gewährleisten. 1 Aspekt dieser Bemühungen war die Organisation origineller Themenausstellungen: die 1. Veranstaltung dieser Art war die sog."Documenta Banana" [Sommer 1988] (womit natürlich die große Kunst-Documentapersifliert wird - was regelrecht 1 eigene Tradition im Rahmen der ULTIMATE AKADEMIE bewirkt hat - es folgten bis heute: 1 "Documenta Erotica" [Herbst 1988], "Documenta Politika" [Frühjahr1990] & die "Documenta Micro Fair" [1993] - wobei zugleich der Kunsthandel in die Parodie miteinbezogen wird: 1 Kunstmesse im Mikroformat). Die "Documenta Banana" - Kunst & Aktion: Alles dreht sich um die Banane - brachte 1 Besucherrekord & gewaltigen Medienauftrieb (TV, Presse). Schnell folgten weitere Unternehmungen, 1 Austausch mit neapolitanischen Künstlern z.B., aber auch Projekte, die beileibe nicht in geordneten Ausstellungsbahnen verliefen: Aktionen wie H.J. Taucherts "Ultimate Theater zeigt: Das Leben" (die Zuschauer werden auf Stuhlreihen placiert, dann lediglich die Tür zur Straße geöffnet - jeder Passant/ =Schauspieler wird frenetisch beklatscht) weisen auf 1 dem Kunst-Establishment diametral entgegengesetzte Kunstauffassung der ULTIMATE-Künstler. Ende 1988 wurde hier der KRASH-Verlag gegründet (Enno Stahl, Dietmar Pokoyski), was den Schulterschluß zwischen unabhängiger Kunst- & Literaturszene bedeutete (KRASH hat in der Folge viele Aktionen/ Ausstellungen/ Editionen dokumentiert & ediert). Dieser Kontakt mündete in 2 von KRASH organisierte BAD-LANGUAGE-SHOWS [Mitte 1989] (Performance-Veranstaltungen mit 1 Programm, das sich (theaterartig) jew. über drei Tage erstreckte). Auch in diese Zeit reicht die Arbeit mit der Interessengemeinschaft COOP KUNSTFORUM (initiiert von Parzival), an der viele ULTIMATE-Mitglieder partizipierten, 1 Zusammenarbeit, die der ULTIMATE in der Folge div. neue Mitarbeiter zuführte. In der 2. Hälfte 1989 kam es zu geballten Aktivitäten (bis zu 3 Veranstaltungen im Monat), insbes. Performance-Veranstaltungen, die den engeren Kern der ULTIMATE-Künstler zusammenschweißte. Da war zunächst einmal der "Künstlerzoo" (Concept: Pellini), bei dem die beteiligten Akteure ihre Kunst sämtlich hinter Gittern betrieben & sich dabei begaffen ließen: "Füttern erlaubt" (mit Bier & Essen: was mit Gedichten & Bildern belohnt wird). (s. auch "Bilder von Sigmar Polke" (Tauchert/ Broska), "ULTIMATE FLUXUS Exhibition" - 1 Bilder-Schwarzmarkt, "Das Narrenschiff" - ULTIMATE-Karneval). Anfang Dezember 1989 fand denn auch erstmalig die WEIHNACHTSVERSTEIGERUNG unter der ULTIMATE -Auktionärin Theresa Stoffel statt - 1 Auktion, bei der Preise fallen, nicht steigen - die in den folgenden Jahren zu 1 festen Institution wurde. 1990 war die Aktivität von 1 verstärkten Einsatz neuer Medien geprägt ("Video Congress", "Medien-Kunst"). Daneben kam es nunmehr zu 1 Reihe von Einzel- bzw. Duo-Ausstellungen (u.a. Ruth Jäger, Ralf Vormbusch, Ruth Knecht, Gebrüder Kunst (=Parzival/ Jo Zimmermann), Theresa Stoffel, Ro.Ka.Wi., Marcus Krips), 1 Phase, die auch auf veränderte Raumverhältnisse zurückzuführen ist (der ULTIMATE-Keller stand als Performance-Raum nicht mehr zur Verfügung) Somit siedelten derlei Aktionen mitunter in befreundete Lokalitäten über (z.B. Galerie 68elf [N-NOON, KRASH-Gruppenperformance, 10/90], Ruine [Kunsttisch m. Aktionen, 11/91 u. ´92, 100 Performances, Urania-Theater, 11/94]. Mitte 1991 gab es wiederum 1 Änderung in der Programmstruktur: jetzt standen wieder verstärkt Gruppenausstellungen an: z.B. "Am Asch der Welt" [Wechselausstellung in Ruth Knechts Wohnung in Asch/ Blaubeuren sowie in ULTIMATE AKADEMIE] oder die Themenausstellung `Geld ist Energie´, die an die politische Dynamik der "Documentas" anknüpfte.
Mini-Ausstellungen
1992 - mit R.J. Kirschs Aufnahme in die Organisation - wurde das ULTIMATE MULTIPLE DEPOT gegründet, 1 ständiges Depot mit Klein- & Kleinstarbeiten der ULTIMATE-Künstler. Dies war nicht zuletzt auch 1 Antwort auf 1 weitere Zuspitzung der Raumsituation, die hiermit an ihrem absoluten Tiefpunkt angelangt war: von der ULTIMATE AKADEMIE war lediglich der Vorraum als Organisationsbüro/ Platz f. Mini-Ausstellungen verblieben. Alle Aktivitäten mußten an diesen beengten Verhältnissen orientiert werden. Doch wie immer galt hier wieder die Vorgabe John Cage‘s: "You have to work with limitations , d.h. veränderte, selbst verschlechterte Bedingungen werden integriert, führen eben zu 1 kreativen Nutzungsänderung, zu 1 Umorientierung der Position. Nunmehr beschränkte man sich zunächst auf die Ausstellung von Künstler-Editionen ("Leipziger Künstler" zu TATA-OST, "Kunstburg" (hrsg. v. H.J. Tauchert), "UNI/VERS" (hrsg. v. Guillermo Deisler, Halle, t 1996) oder Vortäge ("On the road - Art & Door-to-door Sales", Andrew Walter/ Alice Kinser). Doch kam es auch zu solch folgenschweren Aktionen wie der Eröffnung des "Staubüros Köln" & der Grün- dung des "STAUFREUNDE n.e.V" (Claudia Pütz/ H.J. Tauchert), 1 der publicity-trächtigsten Farcen, welche hier je geritten wurden. Bald schon gründete dieser "nicht erforderliche Verein" sein eigenes Organ, die Zeitschrift "Der Stillstand". Die KUNSTPIRATEN organisierten 1 Austausch-Projekt mit dem KUNSTHAUS TACHELES (Berlin). R.J. Kirsch ist es zu verdanken, daß es trotzso regen wie originellen Ausstellungsaktivität kam: er initiierte u. a. 1 "Editionsparty" (m. eßbaren Mutiples/ die Ausstellung wurde während der Vernissage weitestgehend vertilgt), die "Handauflegungen" (1 Outdoor-Guided-Tour (Anja Ibsch, Stahl, Zimmermann), die Geruchsausstellung "Auf Nasenhöhe" sowie zum 5-jährigen Geburtstag mit ‘Postmoderne´ - 1 Briefmarkenedition mit den Köpfen der ULTIMATE-Künstler.
Intensiv beteiligte sich die ULTIMATE AKADEMIE am TV-Projekt "Piazza Virtuale" (Van Gogh TV zur Documenta IX). In Zusammenarbeit mit der MOLTKEREI & dem Quantenpool Köln steuerten fast alle Künstler der ULTIMATE dazu ein oder mehrere Sendungen bei. Ebenfalls von Bedeutung waren div. Fax-Projekte, die insbesondere vom "Copy Art Enterprise" (Pellini/Berbesz) ausgingen & Al Hansen`s Idee vom "Snow Ball System" wiederaufgegriffen: Künstler aus verschiedenen Teilen der Welt treten in Beziehung & Austausch zueinander, um 1 dichtes Netzwerk an (künstlerischer) Kommunikation entstehen zu lassen - das nach Art 1 rollenden Schneeballs immer mehr an Größe & Volumen zunimmt.
zunehmend dezentrisch
Die ULTIMATE AKADEMIE ist inzwischen zunehmend dezentrisch orientiert, das heißt die Ausstellungs- und Performance-Tätigkeit in der Mozartstr. beschränkt sich heute hauptsächlich auf sogenannte "Tischperformances" und Kleinst-Ausstellungen, die der Raumgröße angepaßt sind. Seit November 1994 wurde ein monatlicher Performance-Termin im Kölner URANIA-Theater etabliert; als Eröffnungsveranstaltung fungierte die legendären 100 PERFORMANCES, eine Abendveranstaltung von 100 einminütigen Performances von fast 50 Künstler/inne/n. 1996 wurde zum 2. Mal ART BINGO, die Ausstellungslotterie, organisiert (Ziehung im Frauenmuseum Bonn), bei jede/r Mensch/in teilnehmen und im Glücksfall so eine Ausstellungsbeteiligung gewinnen kann. Ebenfalls 1996 organsierte Rolf Hinterecker ein zweites Mal (nach 1995 im Urania-Theater) - jetzt auf einem Rheinschiff - "Performance á la carte", ein Aktionsmenu, bei dem mehr als 30 Performer per Speisekarte an die Tische der Bbesucher bestellt werden konnten.
Die ULTIMATE AKADEMIE existiert durch Spenden & die Mitgliedsbeiträge des ULTIMATE AKADEMIE e.V. Dieser Verein ist unhierarchisch, basis-demokratisch orientiert & trifft sich so gut wie nie zu Sitzungen, sondern zwanglos im gemeinsamen Lebenszusammenhang. Die ULTIMATE AKADEMIE ist 1 Koordinationsbüro, keine Institution oder Galerie - sondern gleichbedeutend mit ihren Mitgliedern/ Projekten:M
Mitglieder/Künstler/innen der Ultimate Akademie (Stand 1999)
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Ruth Knecht Objekte, Mailart
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Parzival Feldconcept
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Jo Zimmermann Art-Brut experimental, Musik
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Roland Bergère Malerei/Installation/Video
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Petra Deus Performance/Objekt
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Ruth Jäger Zeichnung, Copy-Art
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R.J. Kirsch Sekretariat
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Roland Kerstein digitale Kunst, Video, commfilm
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Carola Willbrandt Performance, Installation
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Rainer Aring (Text/)Concept, Druckgrafik, Malereii
Privatangelegenheiten
Die Kunsthalle Weyertal
von R. J. Kirsch
Nicht immer ist man sich so sicher, ob zur Diskussion gestellte künstlerische Arbeiten auch wirklich das öffentliche Interesse verdienen, das sie bekommen, wenn sie im Kunstbetrieb präsentiert werden. Oft gewinnt man den Eindruck, daß es sich bei den Äußerungen eines Künstlers mehr um seine Privatangelegenheiten handelt, die er mit Hilfe des Kunstbetriebes dem öffentlichen Interesse aufoktroyiert.
Zwar ließe sich einwenden, daß es dem Betrachter freigestellt ist, sich damit zu befassen, allein um diese Entscheidung zu treffen, ist man aber schon betroffen. Das Ergebnis ist dann meistens eine Unzufriedenheit, die nicht selten in der nicht minder anmaßenden Feststellung mündet: Das kann ich auch.
Anders ist es jedoch, wenn man sich von vorneherein im privaten Raum bewegt und diesen möglichst nicht verlassen will. Zumindest solange man zu Hause ist, kann einem ja nichts passieren, und die Entwicklung von Computer und deren Vernetzungsmöglichkeiten machen es möglich, beinahe jede Verrichtung vom Bett aus zu erledigen.
Kunst, die in diesem Rahmen präsentiert wird, nimmt sich nicht mehr vor, als sie leisten kann: Dem geselligen Beisammensein von Freunden und Verwandten einen anspruchsvollen Hintergrund zu liefern (Mehr schafft übrigens die, über den Kunstbetrieb vermittelte Kunst auch nicht, wenn sie erst einmal an der Wand hängt). Im Gegenteil: die Bescheidenheit einer privat veranstalteten Ausstellung, läßt es den Kunstfreund bedauern, die Exponate nicht doch einer größeren Runde zugänglich zu machen, als wüßte er nicht, daß damit aller Zauber vergeht.
Hans-Jörg Taucherts Ausstellungsprojekt in seiner Wohnung, im Weyertal 84 in Köln hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Idee von Vermittlung zu kultivieren. Selbstverständlich in diesem Zusammenhang, die Unterstützung durch die EAT-ART Künstlerin Inge Broska, die mit ihren ambitionierten Rezepten für das leibliche Wohl der Ausstellungsbesucher sorgt und gleichzeitig einen familiären Rahmen definiert. Seit 1989 finden dort in unregelmäßigen Abstand Präsentationen statt und nicht zu Unrecht heißt die tauchertsche Wohnung mittlerweile bei allen „Eingeweihten" die Kunsthalle Weyertal.
fluxusfrauen
über das Frauenmuseum, Bonn
von Ingeborg Broska
Vor ca. 30 Jahren wurde in Aachen bei der Eröffnung einer Ausstellung eine Rede auf dem Kopf stehend gehalten. Wir sind inzwischen schon weiter und Wiederholungen in der Kunst geschehen ja meist ungewollt! Deshalb stellte ich mir vor, daß heute, während ich rede, das Publikum auf dem Kopf stehen sollte.
Damit wäre schon ein Fluxuskriterium erfüllt: Demokratie in der Kunst (jede/r kann Kunst machen - wie auch schon Yoko Ono in den 60er Jahren sagte...)
Die Idee des Fluxus wurde lange vor der Fluxusbewegung in der Kunst geboren. Fluxus bedeutet soviel wie Strömen bzw. Fließen. Von Fluxus als Kunstrichtung sprach man erstmalig in den 60er Jahren, als Kunst sich weg von den bis dahin tradierten Normen bewegte. Ephemere - vergängliche Kunst - trat in den Vordergrund. Mit der Erfindung der Kommunikationsmedien wurde es möglich, ein Kunstereignis „multimedial" festzuhalten.
Fluxusbewegungen entstanden aufgrund neuer Weltanschauungen parallel in den verschiedenen Kontinenten/Ländern der Erde gleichzeitig (in Europa ebenso wie in den USA, Japan etc.)
Verwirrung der alltäglichen Betrachtungsweise, kritische künstlerische Hinterfragung, politisches Engagement in der Kunst wurden zunehmend wichtiger.. Zugleich wurde eine bewußte Einheit von Kunst und Leben angestrebt. Die einzelnen Kunstformen (z.B. Musik, Film, Video, Theater, Bildende Kunst, Literatur, Photographie etc.) sollten integriert werden. Die Kunst wurde „vom Sockel" bzw von der Wand heruntergeholt. Performances, Happenings, Aktionen traten anstelle der üblichen Vernissagen.
Als Geburtsstunde des Fluxus wird heute 1962 angesehen - das erste Fluxusfestival in Wiesbaden. Im „Fluxeum" leben und arbeiten seit damals ständig Künstlerinnen und Künstler. Die Einheit von Kunst und Alltag wurde gemäß der Fluxusidee wieder verwirklicht - orientiert an frühen Lebensformen vor der Industriellen Revolution. Heute streitet man darüber, wer das Wort "Fluxus" erfunden hat. Aber experimentelles Forschen, Geschichtsbewußtsein, Verspieltheit, Humor, Spaß, Lebendigkeit. Sparsamkeit der Mittel... sind weiterhin typisch für Fluxuskunst, ebenso die Einbeziehung des Zufalls in ein Kunstereignis.
Heute weiß man/frau, daß ein wichtiges Fluxuskriterium: Demokratie in der Kunst - insbesondere für Künstlerinnen, nicht verwirklicht wurde. Das Phänomen, daß Künstlerinnen in der Öffentlichkeit meist außen vor blieben, war in fast allen Ländern, in denen Fluxusbewegungen entstanden, zu beobachten. . War das Prinzip des Zufalls schuld daran?
Der Titel meines Vortrags lautet: "Frauen im Fluxus". Erst beim Lesen des Programms fiel mir auf, daß dort von "Fluxusmännern" die Rede ist. "Fluxuskünstlerinnen" hätte die Überschrift heißen sollen. Selbst fortschrittlichen partnerschaftlichen Programmgestaltern/Innen können solche Fehler unterlaufen. Hätte sich bis heute nichts geändert, stände ich nicht hier...
Frauen im Fluxus gab es wahrscheinlich genausoviele wie Männer, jedoch traten sie mit einigen Ausnahmen, auf die ich gleich noch zu sprechen komme, kaum oder gar nicht in Erscheinung.
Bei der Durchsicht von Fluxusliteratur stellt man sehr schnell fest, daß kaum Frauen bei öffentlichen Aktionen zu sehen waren. Das ist logisch, denn sie waren im Hintergrund (Küche) damit beschäftigt, die kommunikativen Vorausetzungen für die "Soziale Plastik" zu schaffen (Schnittchen, Häppchen, Drinks u.v.m.). Ein neuer Kunstbegriff wurde kreiert: die "asoziale Plastik". Ein Tritt in die Fettecke!
Zitat Mary Bauermeister: "... was war da alles noch an geistigen Kräften, die daran glaubten, unsere Gesellschaft verändern zu können... Wie Paik einmal sagte: ´Ich werde bekannt als Künstler, das ist der Weg für mich, aber ich werde dann der Menschheit helfen, Änderungen herbeizuführen.´ ... Ich mietete ein großes Atelier... Dieses Atelier wurde automatisch auch der Wohnraum von allen, alles lag voller Matratzen... Ich habe alle ernährt und finanziell durchgezogen... Ich bin wie ein Hausierer mit meinen Bildern von Haus zu Haus gegangen..."
Die Gesponsorten waren allesamt Männer. In Mary Bauermeisters Atelier traf sich damals die Avantgarde aus Musik und Kunst. Ohne sie wäre eine solche Szene damals nicht entstanden.
Bei einem Besuch in ihrem Atelier sagte sie mir, daß sie zwar in Amerika in jedem wichtigen Museum vertreten sei, jedoch in keinem einzigen deutschen. Aber wir können ja noch hoffen: siehe Paik!
Von 18,5 Kilo Fluxusliteratur, die ich hier in meinem Wäschekorb mitgebrachte habe, sind immerhin 0,4 kg dabei, in der über Künstlerinnen berichtet wird. Bei 1,03 lfm Dokumentation sind 2,5 cm denselben gewidmet. In Kilogramm, Metern oder bei Auszählen der Dokumentationsfotos komme ich immer auf 1 bis 2 %.
Seit 12 Jahren arbeite ich im Frauenmuseum Bonn, und es ist mir ein besonderes Anliegen, Fluxuskünstlerinnen vorzustellen. Ich betätige mich sozusagen als Fluxuskunstarchäologin, denn oft ist es sehr schwierig, vergessene Künstlerinnen auszugraben. Künstlerinnen sollen ja auch Forscherinnen (insbes. der Frauengeschichte) sein, wollen sie etwas bewußtmachen.
Seit vielen Jahren taucht immer wieder die Frage auf, was denn überhaupt der Unterschied zwischen Frauen- und Männer-Kunst sei. Zwei Beispiele: Jürgen Klauke mit Putzeimer auf dem Kopf (er sieht nichts mehr), ein Beitrag zum Jahr der Frau. Rita Preuss mit Kochtopf auf dem Kopf und Petersilie im Mund. Dieses Bild heißt "Selbst mit Kochtopf".
Umwickelt ein Künstler einen Baum mit Windeln, weckt dies andere Assoziationen, als wenn eine Künstlerin, die selbst Kinder geboren hat und jahrelang Windeln wusch, dasselbe tut. Das Ergebnis ist ästhetisch gleich. Der Kontext, in dem eine Arbeit entstand, ist jedoch interessant. Kunstkonsument/Innen können sich alles unreflektiert an die Wand hängen, aber reicht das aus? Die Verbindung zwischen Haushalt (Alltag) und Kunst wurde immer schon von Künstlerinnen vollzogen, blieb aber unbeachtet, bis Künstler diesen Bereich okkupierten ("sponsort by my housewife"). Von Künstlerinnen beiben jedoch oft nur Kochrezepte übrig.
Über den musealen und künstlerischen Tellerrand hinausschauend, wurde in Bonn 1993 eine Ausstellungsreihe "Fluxus-Künstlerinnen im Frauenmuseum" gestartet. Schon 1985 hatte Mary Bauermeister dort auch - sozusagen als Vorläuferin - eine Einzelaustellung. Ihre in den 60er Jahren entstandenen freien Textilarbeiten waren wegweisend für die Kunst und werden heute immer wieder von anderen Künstlerinnen und Künstlern nachempfunden. Seit den 70er Jahren beschäftigt sich die Künstlerin mit "Grenzwissenschaften, Heilung, Symbolen, Farben und deren Energien".
Weitere Künstlerinen, die im Frauenmuseum mit Einzelausstellungen bedacht wurden oder werden, sind Yoko Ono, Natalie LL, Marianne Tralau, Carolee Schneemann oder Takako Saito.
Sehr lange bevor ich Yoko Ono als Künstlerin kennenlernte, fand ich ein Werk von ihr, welches mich noch bis heute fasziniert: "a hole to see the sky through" von 1971. Ihre Ausstellung "Color fly sky" zeigte Objekte, Fotos, Schriften und Filme aus den 60er bzw. 70er Jahren. Ihre Arbeit als Sängerin wurde dabei berücksichtigt.
1962 machte sie als erste eine Ausstellung (in Tokio), die nur aus Wandbeschriftungen und Musik bestand. Diese Präsentation erregte großes Aufsehen, warf sie doch alle bisher tradierten Vorstellungen von Kunstereignissen über Bord.
Yoko Ono arbeitete schon mit Free-Jazz-Musiker/Innen zusammen, bevor sie als bereits international geschätzte Avantgarde-Künstlerin ab 1966 gemeinsam mit John Lennon zahlreiche Aktionen gegen den Krieg inszenierte. Sie gehört zu den aktivsten, eigenständigsten, progressivsten Künstlerinnen der Fluxus-Generation im Bereich der Bildenden Kunst, der Musik und auch im Bereich Film bzw. Video. Zwölf Jahre nach dem Tod ihres Mannes John Lennon wurde sie in einigen Medien vor ihrer Ausstellung im Frauenmuseum immer noch als "Witwe" angekündigt. Für eine solche Negierung einer eigenständigen Künstlerinnenpersönlichkeit gibt es keine männliche Analogie.
Natalie LL kam als nächste Fluxuskünstlerin im November 1995 ins Frauenmuseum. Sie ist die "bedeutendste und international rennomierteste Künstlerin Polens" (Dr. R. Misselbeck). Bereits in den 60er Jahren füllten Dokumentationen ihrer "consumption art" die Seiten internationaler Kunstzeitschriften. "Ein grundlegendes Prinzip ihrer Arbeit besteht darin, daß ihre Fotografien keine Wirklichkeit abbilden, sondern Fiktionen, ein konzeptionelles Vorgehen, in der das Medium Fotografie stellvertretend für andere künstlerische Aussagen eingesetzt wird."
Die Ausstellung Natalie LL´s sorgte bei verschiedenen Besucher/innen mehrmals für Aufregung. Ihre Banane, aus der "consumption art" der 60er, wurde zu unrecht ausschließlich als phallisches Relikt bezeichnet, denn sie ist ja nun mal weiblich!
Natalie LL´s schwarz-weiße grafische "Altardecken" (was nicht der Bezeichnung der Künstlerin entliehen ist) entpuppten sich bei näherer Betrachtung als hocherotische Arrangements, welche die ganze Scheinheiligkeit einer Gesellschaft entlarvt. Tod und Erotik wurden hier humorvoll sarkastisch miteinander verbunden.
Eine Performance zum Nibelungenlied mit musikalischen Elementen aus der Wagner-Oper verwirrte Besucher/Innern völlig: Dabei wurde hier nur Heldentum persifliert. Schade, daß sowohl Presse als auch Publikum für soviel Bewußtseinserweiterung oft nicht sensibel sind.
Marianne Tralau ordnete sich nie selbst als Fluxuskünstlerin ein. Dies geschah zum ersten Mal durch das Fluxeum in Wiesbaden. Nach ihrem Kunststudium hat Tralau, als Gobelinweberin ausgebildet, eine sehr intensive Beziehung zu Textilien , insbesondere zu Wäsche, ausgebildet. "Indem die Wäsche ins Museum kommt, emanzipiert sie sich", sagt die Künstlerin. In unserer Gesellschaft ist die Hausarbeit ja weitestgehend unsichtbar geworden und somit auch die Verdienste derjenigen, die sie verrichten.
Marianne Tralau gründete 1985 die KAOS-Galerie in Köln, ein kommunikativer, kooperativer, progressiver Ort der "anderen Art". Offene Themenausstellungen sorgen hier laut Tralau "für frischen Wind in der Kölner Kunstszene".
Carolee Schneemann aus New York wird die Fluxusreihe im Frauenmuseum im Frühjahr 1997 fortsetzen. Sie war Tänzerin, bevor sie mit Fluxuskünstler/Innen zusammenarbeitete.
1967 veranstaltete sie ihre legendäre "meat joy erotik": rohes Fleisch wurde im Kontext zur Erotik betrachtet. "Sie stieß zu Urzeitlichem und zu Grundgeschichten der menschlichen Psyche vor."
Takako Saito ist seit den Anfängen der Fluxusbewegung über den "Tod des Fluxus (s. Performance von Al Hansen mit gleichnamigem Titel!) - soweit dieser überhaupt stattgefunden hat - bis heute in der Kunstszene ständig präsent. Sie verzeichnet kontinuierliche Ausstellungs- und Performancetätigkeit über einen Zeitraum von über dreieinhalb Jahrzehnten hinweg - und das auf allen fünf Kontinenten. In der Galerie v.d. Milwe in Aachen bot sie unlängst eine "Drei Sekunden Performance". Sie ist Erfinderin des "You and me Shops", eine kommunikative Einrichtung auf der Basis künstlerischen Austausches. Auf der Biennale in Venedig ist sie regelmäßig vertreten. Außerdem beteiligt sich Takako an weltweiten Friedensaktionen. Vor zwei Jahren gab sie ihre persönliche Zeitung "bullshit" heraus. Ihre Ausstellung im Frauenmuseum ist für November 1997 anberaumt.
Weitere Ausstellungen in dieser Reihe sind beispielsweise Allison Knowles (New York), Bobby Baker (London), Concha Jerez (Madrid) oder Mieko Suomi (New York) gewidmet.
Die Gründe, warum Fluxus-Künstlerinnen (nicht nur in der Literatur, sondern auch in Museen, Fachzeitschriften, Galerien etc.) unterrepräsentiert sind, sind dieselben, die im Prinzip für alle Künstlerinnen und generell sowieso für Frauen in anderen Berufen gelten, z.B:
• kein kontinuierliches Arbeiten aufgrund ab- gebrochener Ausbildung ( wobei oft konservative familiäre Strukturen daran hinderlich sind, zu Abschlüssen zu kommen)
• Zusammenarbeit mit Lebenspartnern und da bei Vernachlässigung der eigenen Entwick- lung zugunsten einer partnerbezogenen Z u arbeit
• Mangel an Selbstbewußtsein/Bescheidenheit
• fehlendes Management und daraus resultie- render Mangel an Öffentlichkeit
• allgemeine Zurückhaltung der Medien und Multiplikatoren gegenüber Künstlerinnen, weil entsprechende Institutionen von Män- nern dominiert werden und sich die wenigen Frauen oft genauso frauenfeindlich geben wie Männer
Für den durch das Frauenmuseum, BBK und Frauenministerium ausgelobte Gabriele-Münter-Preis für Künstlerinnen über 40 bewarben sich ca. 4000 Frauen. Nicht nur diese enorme Zahl an Bewerberinnen oder etwa das Kölner Künstler/Innen-Verzeichnis belegen:
Künstlerinnen gibt es genausoviele wie Künstler!
Der Vortrag wurde gehalten bei der 2. Performance-Konferenz am 15.6.96 im Rhenania,Köln.
COPY-ART-ENTERPRISE
von Pietro Pellini
Etwa mit der Gründung der Ultimate Akademie begann zeitgleich die künstlerische Fusion von ©COPY-ART-ENTERPRISE®. Es entstanden die ersten interdisziplinären Arbeiten im Bereich Foto/Copy/Video.
Zur Ausstellung des ´Freien Rheinland´ im Zollhof/Düsseldorf, Aug. 1989, wurde das erste ´Living Environment´ präsentiert: Tische, Stühle und Fernseher waren ebenso überzogen mit Copy-Art wie Kleidung oder Nahrungsmittel. Während Yola und ich uns über das "bessere" Programm stritten, vollführte Saba la Fé aus Paris ihre Telegymnastik: Mediale Entropie in der multiplen Endlosschleife des Konsums.
Die Arbeit wurde fortgesetzt mit Beteiligungen an Ausstellungen ("Copy-Art" in der Galerie 68elf, Jan.1990 und "Copy-Art-Rubber-Objects" bei Kölnisch Art, Juni - 1990) sowie an Aktionen ("Versammlung Ludwig", Museum Ludwig, Apr. 90 oder "Burning of Maya", Jun.91) in Köln.
Im März 1991 wurde das "Living Environment" um den Kommunikationsaspekt erweitert. In einem Pilotprojekt, gefördert von Toshiba, starteten wir auf der Cebit in Hannover die "Copy-Art-Fax-Aktion": Mit dem Projekt demonstrierten wir, daß Künstler sich auf globaler Ebene simultan zu einer Ausstellung an einem bestimmten Ort zusammenfinden konnten.1 Die damit einhergehende Überwindung von Raum und Zeit führte zu einer einmaligen Konstellation künstlerischer Statements und gab Einblicke in die planetare Netzkultur. Über die Kombination von Fax und Kopierer konnten mit der Veränderung von Größe, Format (Blow-up) sowie farbiger Umsetzung die Arbeiten der Teilnehmer zu Exponaten verarbeitet werden. Abweichend zu rein intramedialer Arbeit, bestand ein wichtiges Merkmal des Projekts in der Rezeption: nicht virtuell - sondern real begehbares Environment mit Face to Face - Kommunikation zu den Aktionisten. Das Kunstwerk selbst fungierte als Interface zwischen realem und medialem Raum.
Wir setzten das Projekt auf Einladung des Kunstvereins Schwäbisch Gmünd fort. Im Juni 1992 fanden sich 300 Künstler(innen) - von Papua/New Guinea bis Canada - unter dem Titel "Die Sehnsucht der elektronischen Medien nach Natur" per Fax dort zusammen. Auch hier war der Kunstverein mediale Schnittstelle - neben der Ausstellung in den Vereinsräumlichkeiten brachten wir großformatige Arbeiten auf Plakattafeln im öffentlichen Raum an.
Zur gleichen Zeit
begannen wir mit Al Hansen auf der Documenta 9 die "Snowball
Fax Machine Exploration" - eine weiterführende Maßnahme zu
dem von Filliou, Beuys und dem 14. Dalai Lama initiierten
Schneeball-Projekt. Mit einer mobilen Funk-Fax Station sendeten und
empfingen wir an verschiedenen Orten der Documenta Arbeiten von
internationalen Künstlern. Al Hansen schickte die ersten 3D-Faxe
zur Fluxus-Ausstellung ins New Museum of Contemporary Art nach New
York.
Statement:
COPY ART entsteht in der Metamorphose des Kopier-Prozesses. Wenn auch mit der technischen Entwicklung, insbesondere des Kopierers, als Kunstbegriff aufgekommen, verweist dies eher auf eine inhaltliche Auseinandersetzung als auf eine durch bestimmte Technik ermöglichte Kunstform. Dafür ist die Bezeichnung "Art electrographique", sofern die Arbeit sich primär auf den technischen Entstehungsvorgang bezieht, korrekter. Diese Kunst setzt einen der elementarsten Anlässe für kreatives Handeln in den Mittelpunkt und entsteht an der Schnittstelle zwischen Mensch und Technik.
Im Medienzeitalter digitaler Technologie verschwimmen die Grenzen von Original und Kopie - eine Authentizität von Medien ist zunehmend in Frage zu stellen: Perfekte Möglichkeiten der Manipulation visueller Produkte führen zu neuen Diskussionen über Copyright, Rezeption und Konsum. Die Basis dieser Manipulationen sind Prozesse des Über- und Ineinander-Kopierens; collageartige Techniken (Sandwich, Sampling) oder Arbeiten, welche unter Ausschöpfung systemimmanenter Kopier-Prozesse entstehen. Aus den Kopien werden Originale, welche im Endresultat den Eindruck des "realen, authentischen" erzeugen können oder neue Realitäten schaffen.
COPY-ART kann in jedem Medium stattfinden, welches Manipulationen zwischen Input und Output zulässt - auf dem Kopierer als auch auf dem Computer, der die Palette des Outputs um ein Vielfaches erweitert hat.
Das Arbeitskonzept von COPY-ART-ENTERPRISE lässt sich auf die vielfältigen Prozesse und Strukturen des Kopierens in allen erdenklichen Medien anwenden. Es entwickelt darüberhinaus weitergehende Aspekte der Kommunikation, Interaktion, Präsentation und beinhaltet die permanente Option auf Veränderung. Da die technischen Voraussetzungen einem ständigen Wandel unterliegen, findet die Realisation des Konzepts variabel unter den gegebenen Möglichkeiten statt: Um ihre Qualität als Zeit- und Bewußtseinsspiegell wahren zu können, muß die Kunst ihre Reaktionsgeschwindigkeit den schnellen technischen und globalen Veränderungen anpassen.
Der Kölner KRASH-Verlag:
Wo Aktion & Lit. zusammen laufen
von Enno Stahl & Dietmar Pokoyski
Der im Dezember 1988 bezeichnenderweise in der Ultimate Akademie gegeründete KRASH-Verlag hat sich noch nie lediglich auf die Herausgabe konventioneller Bücher beschränkt. Das Büchermachen ist Teil eines mehrmedialen Kunstschaffens der von uns gebildeten Kerngruppe KRASH sowie befreundeter Künstler/innen aller Sparten, was sowohl öffentliche Aktionen umfaßt und insbesondere die Disziplinen Literatur, Video, Performance, Bildende Kunst.
Schon 1985 hatten wir mit der Herausgabe der Lit. & Kunstzeitschrift "ZeilenSprung" (weitgehend unbekannten) Autoren und Künstlern eine Spielwiese für die interdisziplinäre Vermischung der Sparten installiert. Diese fand in den zum Erscheinen der einzelnen Ausgaben veranstalteten Präsentationen ihre analoge Fortsetzung in aktionistischen Live-Umsetzungen. Neben dem für zahlreiche Autoren fremden mixed-media-Prinzip bot "ZeilenSprung" prinzipiell ein Forum für all das, was in der traditionellen Lit.landschaft aus marktwirtschaftlichen Erwägungen keinen Platz hatte.
Diese Kriterien fanden mit der Gründung des KRASH-Verlags ihre genuine Fortsetzung; die enge Zusammenarbeit mit dem Kölner Kunst-Underground wurde noch mehr forciert. Nach und nach wurde die Zusammenarbeit mit vielen Mitgliedern der Ultimate Akademie und den Künstlern des ultinets und mit diversen Schriftsteller-Generationen und -Szenen intensiviert. Bei der Verlagsgründung ersetzten zunächst Csaba Manfai und Erich Wilker die aus der Kerngruppe des "Zeilensprung" ausgeschiedenen Jörn Loges (Video, Bühne), Monika Regelin, Anke Stahl und Khalid al-Maaly (heute al-kamel-verlag). Zeitweise eng begleitetet vom Düsseldorfer Autor A.J. Weigoni, mit dem wir die fast schon legendäre Gossenheft-Reihe im KRASH-Verlag begründeten, wechselten die mit KRASH kooperierenden Literaten und Künstler jeweils projektbedingt. Heute noch zählen auf Autorenseite die Berliner Autoren Jörn Luther und Frank Willmann dazu. Kooperationen mit weiteren, der Independent-Szene zugehörigen Verlagen bestehen mit Basisdruck/Berlin, PIPS/Bonn, Das fröhliche Wohnzimmer/Wien etc.
Die schon erwähnte Gossenheft-Reihe ist auf literarischer Seite neben der Plakatzeitschrift für Visuelle Literatur, FLYER, sicherlich das Verlags-Aushängeschild. Eingebunden in die Chiffren von Pulp (Fiction) & Pop präsentiert Deutschlands erste Garde von Jungliteraten seit 1989 experimentelle & heftige Lit. im Schundheftformat. Neben der Bedienung klassischer Schund-Genres wie Arzt-, Liebes-, Heimat-, Kriminalroman und einigen Themen-Compilations (Sex, Gewalt von Rechts) bildeten gerade im letzten Jahr Quasi-Dokumentationen lieterarischer Koop-Techniken den vorläufigen Höhepunkt der Reihe: Der triefend triviale "Roman der Sechs" wurde über einen Zeitraum von 2 Jahren gemeinschaftlich von 5 KRASH-Autoren geschrieben. Schneller waren 4 Autoren aus Köln und Düsseldorf, die an nur 2 Tagen und in 2 Nächten mit Unterstützung des KRASH.-Netzwerkes ( das sich per Fax einschaltete) in 2 Galerien in den 2 Städten den Live-Roman "48 Stunden" zu Papier brachten.
Neben den Visuellen (Multiple-)Editionen, die in vorliegender Dokumentation an anderen Stellen im Chronik-Teil ausführlich behandelt werden, wollen wir aus der Vielzahl der KRASH-Aktionen 2 hervorheben, die stellvertretend für die Live-Aktivitäten der letzten 12 Jahre stehen, tEXtile tEXte, die erste literarische Modenschau der Welt, basierend auf gleichnamiger Ausstellung von Aring, Ibsch, Pokoyski, Stahl und natürlich "Dichter in den Ring - Die Deutsche Literaturmeisterschaft", 1993 wohl der erste große und in seiner, dem Sport entliehenen, dramaturgischen Geschlossenheit konsequenteste Slam auf deutschem Boden, der 1995, ebenfalls im Kölner Rhenania, seine Fortsetzung fand und auch 1997 ausgelobt werden wird.
Rheinischer Fundamentalismus
Die politische & gesellschaftliche lage im ausgehenden jahrtausend ist verheerend: als krönung 1 kapitallüge, die längst ins kuriositätenkabinett der geschichte gehört, wird weiterhin die durchhalteparole vom mythos vollbeschäftigung" lanciert. unsere nahrung ist verseucht, neben den erdgiften versucht sich der zauberlehrling mensch an schöpfer-experimenten (genetik), die ihm mehr als sauer aufstossen werden. die gesamtökologie ist komplett vor die wand gefahren.
gleichzeitig vollzieht sich 1 weltweite zerreißprobe zwischen globalität & regionalwahn, die immer explosivere formen annimmt. man kann dies als 1 verständliche reaktion angestammter kulturen auf die oktroyierung 1 superstruktur sehen, die sich unaufhaltsam als schlechteste aller möglichkeiten global den vorhandenen einheiten überstülpt.
politik & gesellschaft(en) stehen ratlos davor, die kunst erst recht. sie gefällt sich weiterhin als unterhaltungskasper der gebildeten & reichen, bzw. dient anderen als dekoratives repressionsventil, ohne die quellen des leids kenntlich zu machen. oder sie begnügt sich marktkonform mit der künstlerischen affirmation des status quo, bosselt an concepten & minimalismen wie gehabt oder erschöpft sich in der produktion hübscher, kleiner ideen & provokationen. auch der sogenannte underground´ (independent) dümpelt selbstausbeuterisch vor sich hin & wähnt sich fälschlich im besitz 1 historischen wahrheit, die so längst nicht mehr existiert.
DIE KUNST muss statt dessen zu ihren fundamenten zurück, d.h. sie muss unmittelbar aus der (menschlichen) gemeinschaft entstehen & auch dort wirken! d.h., sie muss 1 sache der medien ebenso sein wie 1 gespräch mit dem rezipienten-individuum. sie muss unmittelbar aktuelle themen, tabus & reizschwellen aufgreifen/ausloten - & zeigen, wo die ach so aufgeklärte westwelt sich in heuchelei um die erkenntnis von offensichtlichkeiten herumdrückt. sie muss sonden abschießen, mitten hinein ins zentrum öffentlicher rede, so im kontakt mit den resultaten sein & sich nach diesen ausrichten, d.h. sich stets verändern. sie muss sich in beziehung zum alltag (aller) setzen, aber auch konstruktionen für die zukunft entwerfen: wie 1 ferneres zusammenleben möglich wäre, wie die gesellschaft überhaupt noch 1 utopische perspektive integrieren könnte & nicht zuletzt, wie (im rahmen dieser problemkreise) künstlerische arbeit sinnvoll weitergehen könnte.
lösungsvorschläge dieser provenienz tendieren offen zur lächerlichkeit, wenn sie nicht von 1 hang zur dekonstruktion begleitet sind. ebenso wie reine dekonstruktion heute nichts mehr bringt, verpufft der positive zukunftswille, wenn er nicht im zeichen 1 reflektierenden relativität steht (perspektivismus).
das bedeutet, die RHEINISCHEN FUNDAMENTALISTEN verpflichten sich zu 1 solchen kritischen konstruktivismus: selbstironisch ernstgemeint, ernstgemeint selbstironisch; sie streben 1 ästhetisierung des politischen (sozialen) ebenso an wie 1 politisierung (sozialisierung) des ästhetischen. im spannungsfeld dieser pole bewegen sich arbeiten, die, wie digitalisiert, nie als bestandteil des einen oder des anderen festzumachen sind. denn die wahrheit liegt in der mitte.
die RHEINISCHEN FUNDAMENTALISTEN sind keine gruppe, sondern 1 richtung - jedoch 1 richtung, die sich ihre vertreter/innen selbst auswählt. diese drängen sich durch ihre arbeit von selbst auf, sind also zum fundamentalismus prädestiniert. die erzeugnisse der RHEINISCHEN FUNDAMENTALISTEN bedienen sich aller vorhandenen medien (buch, objekt, aktion, (medial-verlängerte) ausstellung, performance, soziale installation). die vertreter/innen des RHEINISCHEN FUNDAMENTALISMUS wirken als autonome einzelkünstler/innen, ihr beitrag zur programmatik ist also das, was sie ohnehin tun. spezifische kooperationen sind allerdings möglich (erwünscht, häufig).
folgende projekte wurden bislang von RHEINISCHEN FUNDAMENTALISTEN realisiert:
tEXtile tEXte, lit. auf kleidung & stoffen (aring, ibsch, pokoyski, stahl)
tEXtile TEXte - Die 1. literarische modenschau der welt (ibsch, pokoyski u.a.)
urban ro/ut(es), patentgefaketer stadtplan, mit lit. guided tour (pokoyski)
inutilismen-lexikon, verzeichnis nicht-gebräuchlicher neuwörter (stahl)
cyber view, 3-d-brille, div. aktionen (parzival)
beschlagungen von werbeplakaten (parzival)
blonde kunst (aring, ibsch)
demnächst: der einzelhändler und sein eigentum, texte & aktionen in & um kassel, guided tour mit ausstellung in div. einzelhandelsgeschäften zur DOCUMENTA X (aring, ibsch, pokoyski, stahl)
©by rheinische fundamentalisten (aring, ibsch, parzival, pokoyski, stahl)