Privatangelegenheiten

Die Kunsthalle Weyertal

von R. J. Kirsch

Nicht immer ist man sich so sicher, ob zur Diskussion gestellte künstlerische Arbeiten auch wirklich das öffentliche Interesse verdienen, das sie bekommen, wenn sie im Kunstbetrieb präsentiert werden. Oft gewinnt man den Eindruck, daß es sich bei den Äußerungen eines Künstlers mehr um seine Privatangelegenheiten handelt, die er mit Hilfe des Kunstbetriebes dem öffentlichen Interesse aufoktroyiert.

Zwar ließe sich einwenden, daß es dem Betrachter freigestellt ist, sich damit zu befassen, allein um diese Entscheidung zu treffen, ist man aber schon betroffen. Das Ergebnis ist dann meistens eine Unzufriedenheit, die nicht selten in der nicht minder anmaßenden Feststellung mündet: Das kann ich auch.

Anders ist es jedoch, wenn man sich von vorneherein im privaten Raum bewegt und diesen möglichst nicht verlassen will. Zumindest solange man zu Hause ist, kann einem ja nichts passieren, und die Entwicklung von Computer und deren Vernetzungsmöglichkeiten machen es möglich, beinahe jede Verrichtung vom Bett aus zu erledigen.

Kunst, die in diesem Rahmen präsentiert wird, nimmt sich nicht mehr vor, als sie leisten kann: Dem geselligen Beisammensein von Freunden und Verwandten einen anspruchsvollen Hintergrund zu liefern (Mehr schafft übrigens die, über den Kunstbetrieb vermittelte Kunst auch nicht, wenn sie erst einmal an der Wand hängt). Im Gegenteil:  die Bescheidenheit einer privat veranstalteten Ausstellung, läßt es den Kunstfreund bedauern, die Exponate nicht doch einer größeren Runde zugänglich zu machen, als wüßte er nicht, daß damit aller Zauber vergeht.

Hans-Jörg Taucherts Ausstellungsprojekt in seiner Wohnung, im Weyertal 84 in Köln hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Idee von Vermittlung zu kultivieren. Selbstverständlich in diesem Zusammenhang, die Unterstützung durch die EAT-ART Künstlerin Inge Broska, die mit ihren ambitionierten Rezepten für das leibliche Wohl der Ausstellungsbesucher sorgt und gleichzeitig einen familiären Rahmen definiert. Seit 1989 finden dort in unregelmäßigen Abstand Präsentationen statt und nicht zu Unrecht heißt die tauchertsche Wohnung mittlerweile bei allen „Eingeweihten" die Kunsthalle Weyertal.