Ultimate Akademie
Realraum oder Virtualraum
Parzival
Mit der Gründung
der UA wurde ein Vakuum geschlossen, das nach dem Ende der letzten
großen Kunstströmungen entstanden war; die Malerei der jungen
Wilden und das Ausklingen der streng-konzeptuellen Kunst wie Neo-Geo
- eine ohnehin von den Galeristen forcierten Kunstrichtung - waren
gegessene Realität. In der UA versammeln sich seit 1987 Künstler/innen,
die wesentlichen Urkräften des Chaos folgten und sich nicht
auf absolute künstlerische Ansprüche festlegen ließen.Die Nähe
und Verbindung zu Dada, Fluxus, Happening war und ist ebenso
allgegenwärtig wie individuelle Mythologie, Konzept, neue Medien
und traditionelle Formen wie Malerei, Musik und Literatur.
In der UA fließen
Zeitformen und Zeithaltungen intensiv zusammen, befruchten sich auf
kurzen Informationswegen. Eine Familie ist entstanden; multimedial,
multikulturell, interaktiv, kommunikativ, offensiv, meditativ,
postprogressiv. Der Geist von Lenin und Marx wird ebenso beschworen
wie moderne Kommunikationsinstrumente; atheistische Haltungen
treffen auf religiöse Positionen, pseudo-wissenschaftliche Arbeit
begegnet empirischer, Art brut begegnet politischen, erotischen
Ausstellungen, literarischen, formalen Experimenten, Verspieltem,
Philosophischem, Witzigem, Hintergründigem, Moralischem und
Unmoralischem. In der UA hat sich ein Feld etabliert, das die
individuellen Bestrebungen einerseits mit einem kollektiven Gedanken
andereseits verbindet. Die Freiheit der Kunst und der Wunsch, frei
und unabhängig Kultur und Kommunikation entfalten zu können, ist
wahrscheinlich der kleinste gemeinsame Nenner. Ansonsten gibt es
keine Ultimate-spezifische Linie. Wesentlich ist jedoch die
Offenheit gegenüber anderen und die Bereitschaft, sich auf ungewöhnliche
Experimente und Menschen einzulassen.
So bildet die UA
eineFalte, in der Raumzeit mit einem heißen Kern, der ständig in
brodelnder Aktivität ist. Wie ein Eisberg nur zu 1/7 seiner wahren
Größe auf der Oberfläche sichtbar ist, ragt mit der räumlichen
Einrichtung der Ultimate Akademie nur ein unbestimmbarer Bruchteil
der energetischen Kräfte in den Realraum. Insofern ist die UA ein
virtueller Raum: Ideen werden inflationär ersponnen und wieder
verworfen, dies aber innerhalb des Diskurses; darum ist eine fast
greifbare, auf jeden Fall bewußtseinsbildende Präsenz erhalten.
Die UA ist aber auch
eine Trafostation. Energien unterschiedlichster Qualiät und Quantität
werden eingegeben, verarbeitet und - in welcher Form auch immer -
abgegeben: Spirituelle Energie, kulturelle, kollektive,
individuelle, reflektierte, chaotische, konstruktive, friedliche,
kunstimmanente, irdische, sinnliche, geistige, tatkräftige Energie
etc. sind in der UA in einem fortwährendem Prozess. Die Vielfalt
als Prinzip!
Die UA ist ein
verdichteter Querschnitt - vergleichbar einem Atomkern - der jungen
Kölner Szene in einer chaotischen Mischung und Dichte, die an
keinem anderen Kunstort in Köln derart zu finden ist. Das Kunsthaus
Rhenania mit seiner unterschiedlichsten Initiativen oder die Galerie
68elf mit ihrem stringenterem Programm stellen in Köln die einzigen
beiden freien Kunsteinrichtungen dar, die entfernt mit der UA
verwandt zu sein scheinen.
Die UA aber bewohnt
ihr eigenes Zeitalter. Sie prägt eine Dimension, stellt sie her und
gestattet ihr Entfaltung. Nicht-Sein wird in Sein transformiert,
Bewußtsein erweitert und ergänzt; ein eigener Geist, der keiner
Gestzmäßigkeit zu gehorchen scheint, hat alle UA-Künstler/innen
infiziert. Es ist ein labiler und flüchtiger Geist, der nur dann überleben
kann, wenn er gepflegt wird und nicht durch Dogmen zerstört.
Der Geist der
UA greift permanent der Zeit voraus. Eine Reihe von Ideen und
Konzepten der UA-Künstler/innen fanden sich Jahre später in
anderen Realitätsformen wieder. Bis heute fehlen der UA allerdings
die Mittel (wenn sie sie überhaupt anstrebt), dies im historisch
relevanten Kontext darzustellen und zu belegen. Wahrscheinlich wird
es noch Jahre dauern, bis die UA als eine der wesentlichen und prägenden
Strömungen aktueller/zeitgenösssischer Kunst erkannt werden wird.
Bis dahin sind wir so frei....