Rheinischer
Fundamentalismus
Die politische & gesellschaftliche lage im ausgehenden jahrtausend
ist verheerend: als krönung 1 kapitallüge, die längst ins kuriositätenkabinett der
geschichte gehört, wird weiterhin die durchhalteparole vom mythos
vollbeschäftigung" lanciert. unsere nahrung ist verseucht, neben den erdgiften
versucht sich der zauberlehrling mensch an schöpfer-experimenten (genetik), die ihm mehr
als sauer aufstossen werden. die gesamtökologie ist komplett vor die wand gefahren.
gleichzeitig vollzieht sich 1 weltweite zerreißprobe zwischen
globalität & regionalwahn, die immer explosivere formen annimmt. man kann dies als 1
verständliche reaktion angestammter kulturen auf die oktroyierung 1 superstruktur sehen,
die sich unaufhaltsam als schlechteste aller möglichkeiten global den vorhandenen
einheiten überstülpt.
politik & gesellschaft(en) stehen ratlos davor, die kunst erst
recht. sie gefällt sich weiterhin als unterhaltungskasper der gebildeten & reichen,
bzw. dient anderen als dekoratives repressionsventil, ohne die quellen des leids kenntlich
zu machen. oder sie begnügt sich marktkonform mit der künstlerischen affirmation des
status quo, bosselt an concepten & minimalismen wie gehabt oder erschöpft sich in der
produktion hübscher, kleiner ideen & provokationen. auch der sogenannte
underground´ (independent) dümpelt selbstausbeuterisch vor sich hin & wähnt
sich fälschlich im besitz 1 historischen wahrheit, die so längst nicht mehr existiert.
DIE KUNST muss statt dessen zu ihren fundamenten zurück, d.h. sie muss
unmittelbar aus der (menschlichen) gemeinschaft entstehen & auch dort wirken! d.h.,
sie muss 1 sache der medien ebenso sein wie 1 gespräch mit dem rezipienten-individuum.
sie muss unmittelbar aktuelle themen, tabus & reizschwellen aufgreifen/ausloten -
& zeigen, wo die ach so aufgeklärte westwelt sich in heuchelei um die erkenntnis von
offensichtlichkeiten herumdrückt. sie muss sonden abschießen, mitten hinein ins zentrum
öffentlicher rede, so im kontakt mit den resultaten sein & sich nach diesen
ausrichten, d.h. sich stets verändern. sie muss sich in beziehung zum alltag (aller)
setzen, aber auch konstruktionen für die zukunft entwerfen: wie 1 ferneres zusammenleben
möglich wäre, wie die gesellschaft überhaupt noch 1 utopische perspektive integrieren
könnte & nicht zuletzt, wie (im rahmen dieser problemkreise) künstlerische arbeit
sinnvoll weitergehen könnte.
lösungsvorschläge dieser provenienz tendieren offen zur
lächerlichkeit, wenn sie nicht von 1 hang zur dekonstruktion begleitet sind. ebenso wie
reine dekonstruktion heute nichts mehr bringt, verpufft der positive zukunftswille, wenn
er nicht im zeichen 1 reflektierenden relativität steht (perspektivismus).
das bedeutet, die RHEINISCHEN FUNDAMENTALISTEN verpflichten sich zu 1
solchen kritischen konstruktivismus: selbstironisch ernstgemeint, ernstgemeint
selbstironisch; sie streben 1 ästhetisierung des politischen (sozialen) ebenso an wie 1
politisierung (sozialisierung) des ästhetischen. im spannungsfeld dieser pole bewegen
sich arbeiten, die, wie digitalisiert, nie als bestandteil des einen oder des anderen
festzumachen sind. denn die wahrheit liegt in der mitte.
die RHEINISCHEN FUNDAMENTALISTEN sind keine gruppe, sondern 1 richtung
- jedoch 1 richtung, die sich ihre vertreter/innen selbst auswählt. diese drängen sich
durch ihre arbeit von selbst auf, sind also zum fundamentalismus prädestiniert. die
erzeugnisse der RHEINISCHEN FUNDAMENTALISTEN bedienen sich aller vorhandenen medien (buch,
objekt, aktion, (medial-verlängerte) ausstellung, performance, soziale installation). die
vertreter/innen des RHEINISCHEN FUNDAMENTALISMUS wirken als autonome
einzelkünstler/innen, ihr beitrag zur programmatik ist also das, was sie ohnehin tun.
spezifische kooperationen sind allerdings möglich (erwünscht, häufig).
folgende projekte wurden bislang von RHEINISCHEN FUNDAMENTALISTEN
realisiert:
tEXtile tEXte, lit. auf kleidung & stoffen (aring, ibsch,
pokoyski, stahl)
tEXtile TEXte - Die 1. literarische modenschau der welt (ibsch,
pokoyski u.a.)
urban ro/ut(es), patentgefaketer stadtplan, mit lit. guided tour (pokoyski)
inutilismen-lexikon, verzeichnis nicht-gebräuchlicher neuwörter (stahl)
cyber view, 3-d-brille, div. aktionen (parzival)
beschlagungen von werbeplakaten (parzival)
blonde kunst (aring,
ibsch)
demnächst: der einzelhändler und sein eigentum, texte
& aktionen in & um kassel, guided tour mit ausstellung in div.
einzelhandelsgeschäften zur DOCUMENTA X (aring, ibsch, pokoyski, stahl)
©by rheinische fundamentalisten (aring, ibsch, parzival, pokoyski, stahl)